Ein genauer Blick auf die Helme der Schweizergarde offenbart: Er wurde mit 3D-Druck hergestellt. Der Morion, der traditionelle Helm dieser 135 Schweizer Soldaten, ist in Form und Funktionalität rund 500 Jahre alt. Hergestellt wird er allerdings nicht mehr traditionell mit der Hand und aus Blech. Die Schweizergarde trägt nun Kunststoff – hergestellt im 3D-Drucker. Wer demnächst nach Rom reist und im Vatikan die Schweizergarde – die Leibgarde des Papstes – bewundern darf, sollte einen genauen Blick riskieren.
Mehr Komfort für die Gardisten, das war einer der Beweggründe, um vom Blech auf deren Köpfen wegzukommen. Blech wird im Sommer heiß, im Winter kalt, und wenn es auf den Boden fällt, ist es schnell ramponiert. Der Kunststoff, aus dem die Helme nun gefertigt sind, ist leicht, kratzfest und im neuen Verfahren rascher zu einem neuen Helm verarbeitet als früher das Blech. In rund 14 Stunden ist solch ein Helm fertig produziert.
3D-Druck hat sich etabliert
Hersteller der neuen Helme ist ein Schweizer Unternehmen in Stans, Kanton Nidwalden, das sich auf 3D-Druck spezialisiert hat. Das vatikanische Beispiel zeigt: 3D-Druck ist nicht mehr nur eine Technik, mit der Frickler und Bastler in Marke Eigenbau Dinge aus Plastik herstellen. 2018 setzten laut einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom knapp 30 Prozent der deutschen Industrieunternehmen 3D-Drucker ein.
WTO: 3D-Druck verändert Welthandel
Für die Welthandelsorganisation, die World Trade Organisation (WTO) ist der 3D-Druck gleich eine Technologie, die im Zuge der digitalen Revolution enorme Auswirkungen auf den globalen Welthandel hat. Der 3D-Druck verändere die gesamte Wertschöpfungskette, so die WTO: Produktion, Lagerung, Versand von Produkten.
Die Produktion von 135 Helmen für die Leibwächter des Stellvertreters Gottes auf Erden ist zwar noch keine globale Massenproduktion, wie sie die WTO in ihrem Technologiebericht auf Zukunftstrends analysiert. Aber vielleicht ist der Papst ja so begeistert von den leichten neuen Helmen seiner Gardisten, dass er demnächst die Tiara, die traditionelle Papstkrone, neu aus dem 3D-Drucker ordert. Getragen wird diese allerdings nicht mehr. Papst Pius VI schmückte 1963 als letzter Papst sein Haupt mit einer prächtigen Tiara. Über zwei Kilogramm soll diese gewogen haben.
(Text: Kirsten Wohlfahrt)
MEHR INPUT
- Informationen zum neuen Helm der Schweizergarde, mit Zeitraffer-Video der Produktion
3d-prototyp.com - Bericht der World Trade Organisation zu den Welthandel verändernden Technologien
wto.org - Bitkom-Umfrage zum 3D-Druck
bitkom.org - Auch 3D und ganz virtuell: ein Rundgang durch die Vatikanischen Museen
museivaticani.va