Monate oder manchmal Jahre vergehen, bis Archäologen und Archäologinnen in der Lage sind, ausgegrabene Objekte korrekt nach Zeitepochen und Herstellungsorten einzuordnen. Besonders verzierte Keramikfragmente machen den Forschern zu schaffen. So sehr, dass man sich oft weder einig wird, womit man es zu tun hat, noch begründen kann, warum das Objekt so und nicht anders einzuordnen sei.
Archäologie per App
Unterstützung kommt nun von einer KI, die von Forschern der Northern Arizona University entwickelt wurde. Auf der Basis von Digitalfotografien erledigt das System das Sortieren und Klassifizieren nicht nur in einem Bruchteil der Zeit, sondern kann die Ergebnisse sogar besser begründen als menschliche Experten.
Dazu kennzeichnet das Programm die für seine Entscheidung relevantesten Bereiche auf den Scherben. Ebenfalls auf künstlicher Intelligenz basiert das EU-Projekt ArchAIDE, eine Anwendung für Smartphone und PC, die Keramiken erfassen und ihre Herkunft klären kann.
Wie die Anwendung Keramiken erfasst und klassifiziert, zeigt das Projektteam bei Youtube:
Unbekannte Arten
Ähnlich hilfreich wie in der Archäologie kann künstliche Intelligenz auch in der Biologie sein – etwa bei der Klassifizierung von Insekten und wirbellosen Tieren, von denen bis heute die meisten Arten unbekannt sind.
Ein Forscherteam aus Deutschland, Italien und Singapur hat einen Sortierroboter entwickelt, der kleinste Teile von Insekten trennen, fotografieren und anschließend mithilfe eines KI-Systems bestimmen kann. Die KI wurde darauf trainiert, bestimmte Merkmale der Tiere mit denen bekannter Spezies abzugleichen. Dabei liegt die Trefferquote des „Diversity Scanners“ bei beeindruckenden 91,4 Prozent.
Gefährdete Vielfalt
Am Ende, so die Entwicklerinnen des Analyse-Roboters, gehe es um nichts Geringeres als die Zukunft der Menschheit. Die Menschen wüssten immer noch erstaunlich wenig darüber, wie viele Arten auf der Erde leben. Noch weniger wüssten wir darüber, wie viele davon wir verlieren können ohne die Ökosystemleistungen – von denen die Menschheit letztlich abhängt – zu zerstören, heißt es in einem Forschungsbericht zum Projekt.
(Text: Klaus Lüber)
Mehr Input
- ArchAIDE Projektwebsite
Cordis.europa.eu - Paper zum Forschungsprojekt Diversity Scanner
Biorxiv.org - KI in der Archäologie
Heise.de - Künstliche Intelligenz in der Wissenschaft
Zeit.de - Künstliche Intelligenz verändert die Art und Weise, wie Wissenschaftler forschen
Welt.de