Das Internet ist für alle da

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Tim Berners Lee, der Erfinder des World Wide Web (WWW), soll einmal gesagt haben: „Das Web ist eher eine soziale als eine technische Schöpfung.“ Sozial ist das Internet aber nur dann, wenn auch alle Menschen es nutzen können. Ausgeschlossen wird, wer keinen Zugang hat, nicht weiß, wie man überhaupt ins Netz „hineinkommt“ – oder wer körperlich oder kognitiv beeinträchtigt ist und bestimmte Webangebote nicht nutzen kann.

Barrierefreiheit – rechtlicher Rahmen 1

Barrierefreiheit, beziehungsweise barrierefreie Informationstechnik (IT), ist deshalb ein Schlüsselthema der Digitalisierung. Gemeint ist mit Barrierefreiheit der uneingeschränkte Zugang zu Webseiten oder mobilen Webangeboten für alle Menschen. Rund acht Millionen Menschen sind in Deutschland schwerbehindert (Quelle: Statistisches Bundesamt  – Zahlen von 2017).

Barrierefreiheit ist Pflicht, keine Kür. Öffentliche Stellen müssen ihre Webangebote barrierefrei gestalten. Das regelt zum Beispiel die 2016 verabschiedete „Richtlinie 2016/2102 des Europäischen Parlaments und des Rates über den barrierefreien Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen“. Sie verpflichtet alle staatlichen Einrichtungen zur Barrierefreiheit.

Barrierefreiheit – rechtlicher Rahmen 2

Nationale Regelwerke mussten in der Folge angepasst werden. In Deutschland war das zum Beispiel die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) des Bundes. Sie schreibt vor, dass sich die Umsetzung der Barrierefreiheit an den Web Content Accessibility Guidelines des World Wide Web Consortiums (W3C) orientieren soll. Das W3C entwickelt Standards, Spezifikationen und Richtlinien für das World Wide Web. Gründer und Vorsitzender ist übrigens Tim Berners Lee.

Die Uhr tickt mit Blick auf die Umsetzung der EU-Richtlinie. Bis September 2020 müssen neue Webseiten öffentlicher Einrichtungen barrierefrei sein. Webseiten, die nach September 2018 an den Start gegangen sind, mussten bereits bis September 2019 Kriterien der Barrierefreiheit erfüllen.

Konkret: Wie geht barrierefrei?

Dataport hat seit Anfang 2020 eine neue Unternehmenswebseite. Barrierefreiheit war von Anfang an eingeplant, damit alle Menschen gleichermaßen Zugang zu den Inhalten auf dataport.de haben. Beim Relaunch orientierten sich das Projektteam und die Webentwickler an den Vorgaben der BITV.

Damit Webseiten oder Apps barrierefrei sind, müssen Entwickler und Gestalter verschiedene Kriterien beachten. Farben und Schriften müssen zum Beispiel starke Kontraste aufweisen, damit sie für Sehbehinderte lesbar sind. Für körperlich eingeschränkte Menschen muss es möglich sein, auf einer Webseite auch mit der Tastatur statt mit der Maus zu navigieren. Bilder oder Infographiken müssen mit alternativem Text hinterlegt werden, Überschriften oder Zwischentitel zur besseren Orientierung ausgezeichnet werden. Zentrale Inhalte sollen in leichter Sprache – also einer vereinfachten Sprache – formuliert sein.

Tipps, wie Webseiten barrierefrei gestaltet werden, gibt zum Beispiel die Initiative „Einfach für alle“ der Aktion Mensch. Hier können Webseitenbetreiber auch in einem Schnelltest überprüfen, ob ihre Seite barrierefrei ist.

Es lohnt sich

Barrierefreiheit umzusetzen, macht auf den ersten Blick erst einmal Aufwand. Aber: Von barrierefreien Webangeboten profitiert jeder, denn sie sind nutzerfreundlich in der Struktur und übersichtlich gestaltet. So erreichen sie auch Menschen, die im Web nicht so versiert unterwegs sind wie Poweruser oder Digitalprofis. Außerdem kann jeder irgendwann einmal körperlich eingeschränkt werden, sei es durch einen Unfall, sei es durch Krankheit.

„Sobald die Online-Angebote barrierefrei sind, hilft das jedem Menschen auf gleiche Art und Weise“, sagt auch Erdmuthe Meyer zu Bexten, hessische Landesbeauftragte für barrierefreie Informationstechnik (IT) und Gründerin des Zentrums für blinde und sehbehinderte Studierende an der Technischen Hochschule Mittelhessen im Interview mit Datareport. „Barrierefreie IT nutzt nicht nur Behinderten und Kranken, sondern auch technisch unerfahrenen Menschen, Älteren, Analphabeten, Migranten – sie ist für die gesamte Bevölkerung wichtig und hilfreich.“

(Text: Kirsten Wohlfahrt)

Das Interview mit Erdmuthe Meyer zu Bexten lesen Sie im Printheft des Datareport. Interesse? Sie können das Heft hier auf unserer Webseite kostenlos bestellen.


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