Schwarmroboter, die mobil als Kisten über den Acker rollen und Unkraut entfernen? Kühe, die an der Tränkstation exakt so viel Wasser erhalten, wie für sie vorgesehen ist – berechnet anhand des Funkbandes am Hals? Die Digitalisierung hat Einzug gehalten in landwirtschaftlichen Betrieben.
Landwirtschaft 4.0 mit Robotern
Und ähnlich wie bei digitalisierten Fabrikhallen von Industrie 4.0 die Rede ist, spricht man mittlerweile von „Landwirtschaft 4.0“ oder „Smart Farming“, der vierten Revolution im Agrarbereich. Auf der Landtechnik-Messe Agritechnica zeigten im vergangenen Herbst rund 2.800 Aussteller ihre Neuheiten: vernetzte Farm-Management-Plattformen sowie autonome Landwirtschaftsroboter wie „Jäti“, „Robotti“ oder „Contadino“. Autonom säen, hacken, düngen sie und entfernen sogar umweltfreundlich Unkraut.
Wie sehr die Digitalisierung die Landwirtschaft verändert, zeigt das YouTube-Video von Watts On mit der Folge „Precision und Smart Farming: So geht moderne Landwirtschaft“.
Präzisionsarbeit
62 Prozent der deutschen Landwirte sehen in der Digitalisierung eine Chance für den eigenen Betrieb, wie das Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Juni 2019 zeigte. Der Startschuss für die Landwirtschaft 4.0 fiel mit „Precision Farming“, der Präzisionslandwirtschaft: Gerätehersteller statteten Landmaschinen mit Global-Positioning-Systemen (GPS) und Infrarotsensoren aus, um die Produktivität zu steigern. Tatsächlich genutzt werden GPS-gesteuerte Traktoren oder Melkroboter hierzulande in einem von fünf landwirtschaftlichen Höfen; bei Betrieben mit mehr als 100 Mitarbeitern ist es jeder Dritte.
Ferngesteuert
Automatische Lenksysteme sorgen dafür, dass Dünge- oder Pflanzenschutzmittel gezielt verteilt werden. Die Informationen zum Feld liefern Satelliten: Wo gespritzt werden muss, zeigen sogenannte „Düngekarten“, die aufgrund der Luftaufnahmen berechnet werden. So werden Produktionskosten reduziert und der Nachhaltigkeitsfaktor nach oben geschraubt. Schließlich profitiert die Umwelt, wenn weniger Düngemittel und Pestizide eingesetzt werden.
Drohnen statt Chemie
Viel genauere Luftaufnahmen als Satelliten liefern Drohnen, die bei mittlerweile fast jedem zehnten Landwirt zum Einsatz kommen. Die Drohnen sammeln mit hochauflösenden Kameras Daten im Hinblick auf Bodenqualität und das Pflanzenwachstum. Wo gibt es nasse Stellen, wo ist der Acker zu trocken, wie sehen die Pflanzen aus? Mit diesen Daten entscheiden die Landwirte gezielt, welche Bereiche gewässert oder nachgedüngt werden.
Hightech gegen Schädlinge und Überdüngung
Auch bei der biologischen Schädlingsbekämpfung lassen sich die Drohnen einsetzen: Bei einer Raupenplage werden sie mit Schlupfwespeneiern bestückt, die genau dort abgeworfen werden, wo es nötig ist. Flächendeckendes Spritzen mit chemischen Mitteln entfällt. Laut einem wissenschaftlichen Gutachten des EU-Parlaments könnten so mit digitalen Technologien auf dem Feld bis zu 80 Prozent Herbizide eingespart werden. Nitratrückstände durch Überdüngung im Boden könnten um 30 bis 50 Prozent reduziert werden.
(Text: Monique Opetz)
Hinweis: Hierbei handelt es sich um einen Auszug aus Heft 1/2020 des Datareports. Wenn Sie weiterlesen möchten, können Sie das Printheft kostenlos einmalig bestellen oder dauerhaft abonnieren.
Mehr Input
- Digitale Lösungen in der Landwirtschaft
Eine Studie von Bitkom zum Digitalisierungsgrad im Frühjahr 2020 - Trends und Fakten zur Landwirtschaft 2019/20 im…
Situationsbericht des Bauernverbands - ETAROB entdecken
Fachhochschule Aachen - Drohnen und weitere Trends in der Landwirtschaft gibt es im…
Online-Magazin des Deutschen Landwirtschaftsverlags