Es tut sich etwas: Der öffentliche Sektor und Start-ups finden langsam zueinander. Trotzdem ist das Innovationspotenzial längst nicht voll ausgeschöpft. Warum? Dazu äußert sich Nils Hoffmann, Gov-Tech-Unternehmer und Leiter des Programms GovStart bei Public. Ein Kommentar.
Lange haben Start-ups den öffentlichen Sektor gemieden. Doch das hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Zunehmend werden Start-ups im Bereich „Government Technology“ (GovTech) gegründet, die speziell den öffentlichen Dienst adressieren. Mit unserem Team evaluieren wir regelmäßig die Anbieterlandschaft: Mehrere hundert kleine und mittelständische Unternehmen beschäftigen sich in Deutschland mit Verwaltungstechnologie.
Hilfreiche Eigenschaften
Bisher hat sich der öffentliche Dienst dieses Innovationspotenzial noch nicht vollständig erschlossen. Aus meiner Sicht ein großer Fehler. Denn GovTech-Startups bringen viele Eigenschaften mit, die von Behörden schlecht abgebildet werden können. Der Staat sollte sich dies zunutze machen.
Produkte mit Anklang
Eine der wichtigsten Eigenschaften: Start-ups müssen nutzerzentriert arbeiten. Gründer und Gründerinnen sprechen hier häufig vom „Product-Market Fit“ – sie müssen sehr früh herausfinden, ob ihr Produkt oder ihre Dienstleistung überhaupt Anklang findet.
Die Technologieszene ist deshalb äußerst flexibel und in ständiger Bewegung, um die eigenen Leistungen anzupassen. In einer immer komplexeren Verwaltungswelt, die sich zunehmend ändert, ist es ein großer Vorteil, auf ebenso bewegliche Partner zurückzugreifen.
Start-ups als Talentschmieden
Eine weitere Eigenschaft: Über die Kooperation mit Start-ups erschließen sich Behörden Talente und Potenziale, die ihnen heute kaum zur Verfügung stehen, zum Beispiel unternehmerische Persönlichkeiten, die mit einem anderen Blick auf Technologie und Projekte ausgestattet sind. Dies sorgt für mehr Diversität, neue Herangehensweisen und für positive Impulse der eigenen Innovationskultur. Ein wahrer Booster für die Behördenkultur!
Technologische Pfadabhängigkeiten
Zu guter Letzt ist der technologische Standard von Start-ups häufig sehr aktuell: Weil Produkte meist von Grund auf neu entwickelt werden, haben Start-ups weniger mit Abhängigkeiten von früheren Entwicklungen zu kämpfen. Das ist besonders in Behörden von Vorteil, die naturgemäß ihre eigene technologische „Geschichte“ mit in neue Projekte einbringen. Es lohnt sich also, Start-ups vermehrt zu berücksichtigen, um Verwaltungen zu den besten Anwendern von neuen Technologien zu machen.
Mehr Input
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Twitter - Policy Paper: Digitalisierung mit Start-ups
Institut für den öffentlichen Sektor e. V. - Ein Paper über GovTech
Accenture und Public - Win-Win-Situation für Behörden und Start-ups
Behörden Spiegel