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Banner für das Heft 3 / 2020. Als Motiv ist rechts ein grünes Sparschwein zu sehen, das eine Brille auf hat. Der Ringelschwanz sieht aus wie eine wachsende Pflanze. Vor dem Schwein befinden sich mehrere Stapel Münzen. Der Titel lautet "Man muss es nur wollen", das Heft hat den Schwerpunkt "Ökonomisch-ökologische Lösungen"

Vermeiden, reduzieren, kompensieren für Nachhaltigkeit

Jährlich steuern rund 4.500 Containerschiffe aus aller Welt den Hamburger Hafen an. Hier geht die Reise für die Container weiter. Sie gelangen über Umschlagplätze wie dem Container Terminal Altenwerder (CTA) weiter landeinwärts. Wie man solche Terminals klimaneutral macht, erzählt Jan Hendrik Pietsch, der bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) das Nachhaltigkeitskonzept umsetzt.

Zu sehen ist Jan Hendrick Pietsch, Nachhaltigkeitsbeauftragter bei der Hamburger Hafen und Logistik AG
Jan Hendrick Pietsch
(Foto: Hamburger Hafen und Logistik AG)
Der HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) in Hamburg ist weltweit eine der ersten zertifizierten klimaneutralen Umschlaganlagen für Container. Warum ist der Terminal so nachhaltig?

Wir setzen auf zwei zentrale Schlüssel, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln: Innovationen und technologische Exzellenz. Frühzeitig in zukunftsweisende, klimaschonende Technologien zu investieren, hat die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) dazu gebracht, schneller tragfähige Resultate zu erreichen.

Die Anlage an der Süderelbe ist einer der technologisch modernsten und effizientesten Terminals der Welt, der seit der Inbetriebnahme 2002 stetig weiterentwickelt wird. Der Betrieb des CTA erfolgt inzwischen überwiegend elektrifiziert mit Ökostrom. Terminalprozesse, die heute noch CO2-Emissionen verursachen, werden im Rahmen eines Transformationsplans auf elektrifizierten Betrieb umgestellt.  

Noch gibt es offensichtlich einige Abläufe, die CO2-Emissionen verursachen.

Das ist richtig. Einige Terminalprozesse sind noch nicht zu 100 Prozent umgestellt, wie zum Beispiel die autonom fahrenden Containertransporter, AGVs genannt, die zwischen Containerbrücken und automatischem Blocklager verkehren. Oder auch die Zugmaschinen für den landseitigen Umschlag.

Den CO2-Fußbdruck des CTA erheben wir jährlich. Der entsprechende CO2-Wert wird dabei mit einem fünfprozentigen Unsicherheitsfaktor addiert und durch gezielte Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen. Über sogenannte Emissions-Reduktions-Zertifikate unterstützen wir drei Projekte, die nach dem höchsten Gold-Standard gemäß Voluntary Emission Reduction (VER) zertifiziert sind: Windkraftanlagen in Indien, reibungsarme Antifouling-Farben für Schiffsrümpfe und die Aufforstung von Regenwald in Panama.

Da die Umstellung auf elektrifizierte, durch Ökostrom betriebene Geräte voranschreitet, wird der CO2-Fußabdruck kontinuierlich sinken und die zu kompensierende Menge abnehmen. Für 2019 konnten wir ihn im Vergleich zum Vorjahr um weitere 6,4 Prozent reduzieren.

Die Infografik zeigt schematisch den Containerterminal der HHLA mit den einzelnen Bereichen. Eine Legende und Beschriftungen zeigen auf, wo mit 100 % Ökostrom gearbeitet wird und wo noch CO²-Kompensation nötig ist
Sie wollen also möglichst alle CO2-Emissionen aus dem Terminal verbannen. Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Aktuell arbeiten wir an der Umstellung des AGV-Bereiches. Bis Ende des Jahres statten wir zwei Drittel der 100 Containertransporter mit Lithium-Ionen-Batterien aus und betreiben sie mit Ökostrom. Bis Ende 2022 sollen dann alle autonom fahrenden Containertransporter auf Verbrennungsmotoren verzichten und auf elektrischen Antrieb umgestellt sein.

Beim landseitigen Umschlag werden derzeit Prototypentests mit batteriebetriebenen Zugmaschinen für den Transport der Container zwischen Blocklager und Terminalbahnhof durchgeführt. Sobald es eine technisch zufriedenstellende und betrieblich umsetzbare Lösung für emissionsfreie Zugmaschinen gibt, soll diese eingeführt werden.

Bis zum Jahr 2040 soll der gesam­te HHLA-Konzern klimaneutral sein. Es wird allerdings immer ein kleiner Rest nicht vermeidbarer Emissionen verbleiben, zum Beispiel durch die Wartung der Anlagen, der dann kom­pensiert wird.

Sehen Sie sich als Vorreiter? Oder denken Sie, dass auch andere Branchen solche Nachhaltigkeitskonzepte umsetzen können?

Im weltweiten Vergleich sehen wir uns bei diesem Thema im Bereich der Hafenlogistik im Spitzenfeld. Etliche Innovationen, die auf unseren Hamburger Terminals erstmals getestet und umgesetzt wurden, finden sich heute auch auf anderen Terminals in der ganzen Welt wieder.

Letztendlich können natürlich auch andere Branchen diesen Weg gehen. Unser Ansatz heißt: Vermeiden, reduzieren, kompensieren. In erster Linie wollen wir CO2-Emissionen vermeiden. Wo das nicht gänzlich machbar ist, wird der Ausstoß möglichst reduziert. Und zum Schluss werden die unvermeidbaren Emissionen kompensiert.

(Interview: Andrea Brücken)

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