Mit speziellen 3-D-Anwendungen für den Computer kann sich heute jeder einen Avatar erstellen. Im Prinzip ist das ein digitales Ich, oft als virtueller Körper dargestellt. Damit können Menschen verschiedene virtuelle Welten erkunden, auch Virtual Reality genannt oder kurz VR. Ihren Avatar bewegen sie dabei wie in einem Video-Spiel mit der Maus oder den Pfeiltasten.
Bereits 2001 erdachte ein EU-Forschungsprojekt mit dem Namen „Avatar Conference“ unter Beteiligung des Fraunhofer IAO eine solche 3-D-Umgebung für digitale Konferenzen. Mit einem ähnlichen Ziel griff die Universität Bielefeld 2009 auf die 3-D-Infrastruktur Second Life zurück, um Lernende in digitalen Hörsälen und Seminarräumen zu unterrichten.
Das „zweite“ Leben in Second Life
Seit 2003 lockt Second Life über 5,2 Millionen registrierte Nutzer, die virtuelle Welt mitzugestalten, Gebäude, Landschaften oder ganze Städte zu schaffen und dort mit anderen zu interagieren.
Innerhalb dieser virtuellen Welt können die Avatare Beziehungen eingehen, Handel treiben, Konzerte geben, Kunstwerke zeigen und Theaterstücke aufführen. Alles dazu noch in selbstgestalteten Städten, Häusern, Galerien, Theatern.
Fly Kugin aus der Türkei ist Violinistin und Musiklehrerin. Im Video zeigt sie, wie und warum sie virtuelle Konzerte in Second Life gibt.
VR entwickelt sich
Aufgerufen wird das Ganze über spezielle „Viewer“. Das sind Programme, die man sich auf den Desktop lädt und die Einstellungen, Navigation, Chats und alles enthalten, was man für einen Besuch in Second Life braucht.
Dennoch sinken die Nutzerzahlen bei Second Life stetig. Ein Grund dafür ist die fortwährende Verbesserung der sogenannten immersiven VR, in die Träger via VR-Brillen eintauchen, sich in allen drei Dimensionen umsehen und realitätsnah bewegen können.
Moderne VR über Brille und Smartphone
Das Bewegen fühlt sich teilweise so echt an, dass Schwindelgefühle und Übelkeit auftreten können. Echte VR-Brillen verfügen über eingebaute Bildschirme. Für kleines Geld kann eine Smartphone-Halterung die VR-Brille ersetzen. Mit der entsprechenden Software kreiert dann das Smartphone ein plastisches 3-D-Erlebnis.
Virtuell lernen und abstimmen
Die VR-Technologie verwandelt zunehmend auch die Zusammenarbeit in Unternehmen. Ob mit einer VR-Brille oder einer Smartphone-Halterung: Durch die immersive Technologie können Mitarbeiter um einen Karosserie-Entwurf herumlaufen oder ein Gebäude vor dem Bau betreten – und so einen ersten Eindruck gewinnen.
Mit Anwendungen wie der VR-App Spatial bilden Unternehmen beispielsweise wichtige Maschinen ab und können in der Simulation plastisch vermitteln, wie das Gerät in der Realität bedient werden muss. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sei die Zahl der aktiven Spatial-Nutzer nach Konzernangaben um mehr als 1000 Prozent gestiegen.
(Text: Ines Maria Eckermann)
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