Über uns die Zukunft

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Die jüngste Flutkatastrophe riss buchstäblich Löcher in das Kommunikationsnetz ganzer Regionen. Die Folge: kein Internet. Für Bevölkerung und Rettungskräfte ein riesiges Problem. Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz löst es mit Hilfe aus dem All: Mini-Satelliten bringen Internet in die betroffenen Gebiete. Und die kleinen Hightech-Kisten können noch viel mehr.

Bereits fünf Tage nach der Flut stellte die Landesregierung von Rheinland-Pfalz spezielle Satellitenschüsseln auf. Inzwischen bringen 35 solcher Anlagen über WLAN das Internet nach Ahrbrück, Dernau, Marienthal und in weitere Orte der Krisenregion zurück. Das ging so einfach, weil sie ein fast schon weltumspannendes Satellitennetz ansteuern, das Internet überall zugänglich machen soll: Das Starlink des des Tesla- und SpaceX-Gründers Elon Musk.

Minisatelliten rasen um die Erde

Es basiert auf kühlschrankgroßen Kästen, von denen immer mehr um die Erde rasen. Weil sie einfacher und kostengünstiger in die Erdumlaufbahn kommen als ein fünf Tonnen schwerer geostationärer Kommunikationssatellit sollen in naher Zukunft ganze Herden solcher „CubeSats“ im erdnahen Orbit um den Globus rasen. Knapp 1.700 dieser zwischen einem und 10 Kilogramm schweren Hightech-Kisten wurden bisher aus den USA ins Weltall geschickt.  Europäischen Ländern werden insgesamt knapp 800 Minisatelliten zugeordnet.

HRinfo präsentiert mit „WeltraumWagner“ einen Podcast zum Thema Raumfahrt und Weltraumforschung an. Im Sommer 2021 geht zum Beispiel darum, wie Jeff Bezos & Co. das All erobern wollen.
Ein neuer Wirtschaftszweig boomt

Bei dem massenweisen Ausbringen kleiner Satelliten in die Erdumlaufbahn geben nicht mehr NASA, ESA und Co. den Ton an, sondern private Investoren und die Industrie. Viele Unternehmen steigen in das „New Space“ genannte Weltraumgeschäft ein und loten die Möglichkeiten der Satellitennutzung in den verschiedensten Industriezweigen aus. Es entstehen vollkommen neue BigData- und Geoinformations-Geschäftsmodelle.

Ermöglicht wird das Ganze auch durch den Bau neuer, kostengünstiger Trägerraketen. Dabei sind viele deutsche Unternehmen mit von der Partie. Beispielsweise die Münchner Isar Aerospace, in die jüngst die Finanzholding Porsche SE einen Millionenbetrag investiert hat. HyImpulse oder die Rocket Factory Augsburg (RFA) sind weitere New-Space-Akteure aus Deutschland. Andere Unternehmen wie Astrocast oder Hiber möchten ein globales Netzwerk für IoT-Anwendungen (Internet of Things) schaffen. Damit sollen Hightech-Anwendungen wie autonomes Fahren unterstützt und Branchen wie Schifffahrt, Bergbau, Öl- und Gasförderung sowie die Landwirtschaft modernisiert werden.

Die Welt berichtet, dass die deutsche Raumfahrtindustrie auf einen Weltraumbahnhof dränge:

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Auch Behörden „heben ab“

Staatliche Akteure engagieren sich ebenfalls im Weltall. Beispielsweise in Spanien die autonome Region Katalonien: Im Rahmen ihrer „SmartCatalonia-Strategie“ schickte die katalanische Regierung den Nanosatelliten Enxaneta ins All. Als ersten Schritt hin zu einem Smart Country, in dem „digitale Informationen und Technologien genutzt werden, um Innovationen in öffentliche Dienstleistungen zu bringen, das Wirtschaftswachstum voranzutreiben und eine intelligentere, nachhaltigere und integrativere Gesellschaft zu fördern“, wie es auf der offiziellen Website dazu heißt.

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Wertvolle Infos aus dem All

Die kleinen Erdtrabanten übertragen nicht nur Informationen, sie liefern sie auch massenweise. Besonders Umweltschützer versprechen sich viel von den Minisatelliten-Netzwerken – Nicht-Regierungs-Organisationen ebenso wie staatliche und internationale Umweltbehörden.

Im Rahmen des Copernikus-Programms der Europäischen Union werden beispielsweise Erdbeobachtungsdaten für den Umweltschutz, zur Klimaüberwachung, zur Einschätzung von Naturkatastrophen und für andere gesellschaftliche Aufgaben erfasst. Dazu gehören Anwendungen wie das Monitoring von Waldbränden aus dem All, Wetterbeobachtung oder Unterstützung für eine exakte Ausbringung von Wasser, Saatgut und Dünger in der digitalisierten Landwirtschaft. Die Daten werden Behörden und der Forschung zugänglich gemacht.

Smartphones statt Schüsseln

Die Datenflut aus dem Orbit ist schön längst in unserem Alltag angekommen. Viele Anwendungen von Smartphones nutzen bereits Satellitendaten. Und die Mini-Satelliten-Netzwerke werden unsere Kommunikation und unseren Blick auf die Welt in den nächsten Jahrzehnten noch weiter verändern. In Zukunft werden wir womöglich nicht mal mehr die Satellitenschüsseln brauchen, die noch in Rheinland-Pfalz zum Einsatz kommen. Einige Smartphone-Hersteller kündigten schon einen direkten Zugriff auf Satellitendaten via Smartphone an.

(Text: Fabian Baumheuer)

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