Es ist ein illegales, aber lukratives Geschäft: Gefälschte Waren im Wert von mehr als 120 Milliarden Euro wurden 2020 laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums in die EU eingeführt – knapp sieben Prozent aller Einfuhren. Mehr als die Hälfte der Zollbeschlagnahmen an den EU-Grenzen stammen aus dem elektronischen Handel.
Spielwiese der Produktpiraten
Auch im Onlinehandel, dem die Corona-Pandemie noch einen zusätzlichen Schub verlieh, tummeln sich die Markenpiraten: Ein Internet-Shop mit geklauten Fotos von Markenprodukten ist rasch erstellt. Schnäppchenpreise verführen zum schnellen Kauf. Wenn dann im Päckchen statt des begehrten Markenpullovers ein labberiges Plagiat liegt, ist die Enttäuschung groß.
Die Sendung SWR-Marktcheck zeigt, wie schnell es geht, einen Fake-Shop aufzusetzen:
Transparenz in der Lieferkette
Digitale Lösungen sollen nun auch das Onlinegeschäft fälschungssicherer machen. Eine Reihe von Anbietern bietet mittlerweile Lösungen an, bei denen mittels Blockchain der Weg der Ware sicher und lückenlos nachverfolgt werden kann.
Beispielsweise der amerikanische Tech-Gigant IBM: Sein Blockchain-basiertes Produkt „Food Trust“ vernetzt Produzenten, Lieferanten, Händler und Endabnehmer in einem gemeinsamen Daten-Ökosystem. Jeder Schritt der Lieferkette wird darin lückenlos und fälschungssicher elektronisch abgebildet.
Food Trust
Zu den Anwendern der neuen Technologie zählt der Nahrungsmittelkonzern Nestlé mit seinem Kaffeeangebot.
Etikettenschwindel beim Wein
Zu den häufig gefälschten Produkten gehören auch Spirituosen und Wein. Den jährlichen Schaden veranschlagt die EU-Behörde für geistiges Eigentum auf 2,3 Milliarden Euro. Das Schweizer Startup Authena hat hierfür eine ebenfalls auf der Blockchain-Technologie basierte Lösung entwickelt: Ein interaktives digitales Siegel am Korken registriert sämtliche Informationen, vom Abfüllen bis zum Verbraucher.
Wird die Flasche unterwegs entkorkt und möglicherweise umgefüllt, erkennt und speichert das Siegel auch diese Information. Der Weinkäufer liest die per verschlüsselter NFC-Verbindung übertragenen Informationen später auf seinem Smartphone aus und kann so sichergehen, dass er ein authentisches Produkt erworben hat.
(Text: Till Behrend)
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